OMICRON Magazin

CPC 100 + CP CU1: ZUM SCHUTZ VON MENSCH UND BETRIEBSMITTEL Gustav Lundqvist von Kraftdiagnos erzählt, wie er mit seinem Team Berührungsspannungen an Stromleitungen misst und so zum Ausbau des Stromnetzes in Schweden beiträgt Die Elektrizitätsbranche in Schweden hat im vergangenen Jahr den Bau von 130- und 400-kV-Leitungen auf das bis zu Vierfache des bisherigen Tempos beschleunigt. Dies ist notwendig, weil die Stromerzeugung und der Stromverbrauch in Schweden bis 2045 voraussichtlich um 120 Prozent steigen werden. Bevor eine neue Stromleitung mit einer Systemspannung von mehr als 100kV in Betrieb genommen werden kann, muss sie auf Berührungsspannungen im benachbarten Niederspannungsnetz geprüft werden, um potenzielle Erdschlüsse (Erdungsfehler) zu erkennen. Wenn die Berührungsspannung über demWert von 600V bei einem Widerstand von 3kΩ liegt, darf die Stromleitung nicht unter Spannung gesetzt werden. Die Prüfung erfolgt, wenn die Stromleitung fertig installiert ist, also wenn beispielsweise ein Windpark vor der Inbetriebnahme steht. Das bedeutet, dass jede Stunde, in der die Stromleitung nicht in Betrieb ist, den Netzbetreiber und den Eigentümer des Windparks mehrere tausend Euro kosten kann. Die Prüfung kann auch an bestehenden Stromleitungen erfolgen, die zur Vermeidung von Netzstörungen nur für wenige Stunden im Jahr außer Betrieb genommen werden können. Das bedeutet, dass für eine Messung nicht viel Zeit zur Verfügung steht. Zugleich sind diese höchst gefährlich. Das ist auch der Grund dafür, warum es nur sehr wenige gibt, die sich das Messen von Schritt- und Berührungsspannungen zutrauen. Ich habe mir 2019 mein erstes Mehrzweck-Prüfgerät CPC 100 zugelegt. Im Frühjahr 2020 bin ich dann mit meinem Start-up den nächsten Schritt gegangen und habe weitere OMICRON-Geräte angeschafft und zehn Leute eingestellt. 2021 haben wir 21 Hochspannungsleitungen mit CPC 100 und der multifunktionalen Koppeleinheit CP CU1 geprüft. Durch diese Entwicklung hat sich auch mein Aufgabenfeld verändert: Ich mache jetzt keine Messungen mehr, sondern widme mich der Schulung und Anleitung der Nachwuchstalente vor Ort. Durchführung der Messung Für die Prüfung werden Schaltgeräte an beiden Enden der Stromleitung ausgeschaltet. Wir verwenden ein spezielles Erdungsgerät, das JK51, das ich an der Stromleitung befestige. Die Messung ist so speziell, dass wir viele der Komponenten selbst entwickeln und bauen müssen, und alle müssen den Sicherheitsvorschriften entsprechen. Bei der Prüfung einer Stromleitung werden Masten in einem Abstand von 1km zueinander geprüft. Durchschnittlich müssen also auf zehn Kilometern bis zu zehn Masten geprüft werden. Beim Prüfen simulieren wir einen Erdschluss im 150-kV-Netz und messen die Berührungsspannung im umgebenden Niederspannungsnetz. In den letzten Jahren ist die Kurzschlussleistung im Netz, je nach Messort, auf etwa 10 bis 39kA gestiegen. Das bedeutet, dass Gebäude, die einst als sicher galten, heute durch Elektrobrände oder gefährliche Berührungsspannungswerte gefährdet sein können. Um die Berührungsspannung genau berechnen zu können, muss der von CPC 100 und CP CU1 gepulste 30-Hz- und 70-Hz-Strom im zu prüfenden Mast gemessen werden. Dies geschieht mit 14

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