OMICRON Magazin

Magazin | Ausgabe 1 2023 Das Projekt INZELL (INdustrieZELLe) umfasst ein Forschungsprojekt über Netzstützung1 und Systemdienstleistungen2 erbracht durch eine Industriezelle3 mit Inselnetzfähigkeit und Erneuerbaren Energien. Es wurde 2020, unter der Leitung von Prof. Brückl OTH und Josef Bayer, Max Bögl, gestartet und läuft bis Ende 2023. Die Industriezelle ist in diesem Fall der Industriebetrieb „Firmengruppe Max Bögl“ in Sengenthal, Deutschland. Technische Daten der Energiezelle Max Bögl Ausdehnung: › 30 Kilometer Mittelspannungsnetz › 25 Trafostationen Verbraucher: › Spitzenlast: 6,3 MW (Spitzenlast Deutschland gesamt = 65 bis 70 GW an einem normalen Tag) › Stromverbrauch pro Jahr: 25,5 GWh (entspricht dem durchschnittlichen Energiebedarf einer Stadt mit ca. 30 000 Einwohner:innen) Erzeuger: › Erzeugungsspitze: 10,5 MW › Jahreserzeugung: 29 GWh › Windenergieanlagen: 9,6 MW › Photovoltaik-Dachanlagen: 2,5 MW › Schwimmender PV-Park: 1,7 MWp › BHKW-Dampfmotor: 0,4 MW › Batteriespeicher: 2,5 MW/2,25 MWh Zukünftig in Planung: › PV-Freiflächenanlage: 14 MW › 2 Windenergieanlagen (WEA): 5–7 MW forschungsprojekt-industriezelle.de (nur auf Deutsch verfügbar) Projekthintergrund Auf Seiten der Industriebetriebe erfordern die zunehmend kostensensitiven Fertigungsprozesse eine hohe Zuverlässigkeit der Stromversorgung. Gleichzeitig entstehen jedoch durch die Verdrängung von Großkraftwerken offene Flanken im Bereich der Systemsicherheit, insbesondere bei: › der Blindleistung im Übertragungsnetz, wo trotz Zunahme der Vorhaltung steigende Defizite im Blindleistungshaushalt für die Zukunft vorhergesagt werden4, › der Momentanreserve, die nicht mehr systemimmanent in vielen Erzeugungs- und Bezugsanlagen vorhanden ist und › dem Netzwiederaufbau, der bislang mittels Großkraftwerken geplant ist. Viele Betriebe verfügen inzwischen bereits über eine Eigenerzeugung, um unabhängiger von Strombezugskosten zu sein. Bedeutender wird auch der Aspekt der Eigenabsicherung bzw. der höheren Versorgungsqualität werden, da sowohl länger andauernde Versorgungsausfälle als auch Spannungseinbrüche des öffentlichen Versorgungsnetzes zu hohen Kosten durch Produktionsstillstand und Schäden führen können. Im Rahmen des Forschungsprojektes werden Untersuchungen angestellt, die offene Fragen und Forschungsaspekte rund um das optimierte Zusammenspiel 1 Netzstützung: Das Netz wird durch die Stromerzeugungsanlage gestützt. 2 Systemdienstleistungen (SDL): Dienste die Stromnetzbetreiber zur Verfügung stellen, um die Funktionstüchtigkeit und Versorgungsqualität der Elektrizitätsversorgung zu gewährleisten. Dies sind Dienste, die Stromnetzbetreiber neben der Übertragung und Verteilung elektrischer Energie zusätzlich erbringen, wie zum Beispiel: › Netzfrequenzhaltung › Spannungshaltung › Versorgungswiederaufbau › Betriebsführung / Netzengpassmanagement 3 Industriezelle: eine Energiezelle innerhalb eines Industriebetriebs, hier der Industriebetrieb Firmengruppe Max Bögl, mit seiner kompletten Versorgungskette und der Fähigkeit durch interne Erneuerbare Energieerzeugungsanlagen als Inselbetrieb autark zu funktionieren, also falls im Störfall das externe Versorgungsnetz zusammenbricht/wegfällt. 4 Quelle: www.iren2.de/de/ziele 27

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